Montag, 11. Mai 2020

Grüner Tipp im Mai

Grüner Tipp

 

Blackbox Gardening

 

Es fing alles mit den Akeleien an.

Mein neuer Garten war geplant, die Wege gezogen, die Beete vorbereitet.

Ganz wichtig mein Pfingstrosenbeet! Ca 2 m breit und bestimmt 20 m lang (muss ich mal nachmessen!) Der Garten im April 2010:

Am Wegrand wurden Ableger vom Frauenmantel eingesetzt, dahinter kamen verschiedene Irissorten, dann die Pfingstrosen und am Zaun und den Rankgerüsten Kletterrosen und Clematis.

Dazwischen noch ein paar Ehrenpreis, die Sorte „Knallbau“. Den konnte ich mir gut zu dem blühenden Frauenmantel vorstellen. Dazu noch ein paar weitere Stauden am Zaun.

Der Gartenboden war schlecht, ausgelaugt, kein Regenwurm oder Insekt in Sicht. Ich wusste, dass der Vorpächter Blaukorn liebte und keinen Kompost verwendete. Ich hatte die neuen Pflanzen mit frischer Erde eingesetzt, aber das reichte natürlich nicht aus. Bei dieser großen Gesamtfläche konnte ich nicht noch zusätzlichen Humus anliefern lassen. Das Budget für den neuen Garten war begrenzt. Es mussten ja noch die Randbegrenzungen gesetzt werden und da kamen eine Menge Meter zusammen. Ich bin ein Freund von üppiger Bepflanzung. Kein Stückchen Boden darf aus einer Pflanzung herausschauen. Das schützt auch vor Unkraut und der Boden trocknet nicht so stark aus. Und nun? Alle Pflanzen, bis auf den Frauenmantel wachsen langsam. Wie bekomme ich die Pflanzlücken geschlossen und zwar schnell? Da fiel mir meine Dose mit verschiedenen Samen von meinem alten Garten ein. Was hatte ich da alles gesammelt? Auf jeden Fall jede Menge Akeleien, alle Farben und Formen, etwas Mutterkraut, Bartnelken und ganz wenig Nachtviolen. Ich habe die Samen einfach in das neue Pfingstrosenbeet gestreut und so den Start für meine vagabundierenden Pflanzen gesetzt.

Blackbox Gardening war geboren – aus der Not heraus.

Wichtig ist, den Boden nicht mehr zu hacken (ich lockere nur etwas um die Rosen) damit die Sämlinge aufgehen können. Unkraut wird herausgestochen.

Später kamen noch mehr Samen hinzu. Im Baumarkt, in England und im Internet habe ich Tütchen mit Ringelblumen, Leinkraut, Jungfer im Grünen, Kalifornischer Mohn, Goldlack, Knorpelmöhre, Löwenmäulchen, Färberkamille, Nelken, Kornblumen und so weiter gekauft und in den übrigen Beeten verstreut. Die kommenden Wochen waren nass und kühl, die Sämlinge wuchsen zügig heran. Das mache ich jedes Jahr. Ich probiere immer wieder neue Samen aus.

Das ist das Pfingstrosenbeet im Mai 2011.

Ich habe alle Samenstände an den Pflanzen gelassen. Keine Pflanzen mussten mühsam herangezogen werden, ich brauchte nicht gießen, ich überliess alles dem Zufall.

Es klappt und das ist herrlich. Wichtig ist: die Beete planen und bepflanzen und dann mit ein- und zweijährigen Pflanzen die Lücken schließen. Der Aussaattermin steht auf den Samentüten. Sollten sich bestimmte Pflanzen extrem vermehren, kann man sie nach der Blüte ganz herausnehmen. Man kann auch Pflanzen kaufen, aber dazu müsste man wissen, ob sich Samen bilden, das ist nicht immer der Fall. Außerdem muss man dann wieder gießen.

Zur Zeit habe ich einige kräftige Pflanzen vom Islandmohn, orange halbgefüllt und auch der gelbe Waldmohn taucht überall auf. Fingerhüte sind in diesem Jahr vermehrt gekeimt und das herrliche Leinkraut in 3 Farben mischt sich unauffällig in Beete. Ein Kommen und Gehen, diese Art des gärtnerns ist spannend. Es wächst nur das, was sich wohlfühlt. Gießen kann ich nur das neu Gepflanzte und meinen Topfgarten. Alle anderen Pflanzen müssen sich etablieren und mit dem zurecht kommen, was die Natur bietet. Man gab dieser Art zu gärtnern einen neuen Namen. Grünes aus der schwarzen Kiste. Den Begriff «Blackbox Gardening» haben der Gartengestalter Jonas Reif (er hat den Blackbox Gardening Beitrag auf der BUGA in Heilbronn gestaltet – siehe „Gartenpraxis“ Ausgabe 8/2019) und der Staudengärtner Christian Kreß mit ihrem gleichnamigen Buch 2014 geprägt.

Einfach mal ausprobieren, es macht richtig Spaß.

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